Kissen-Fail bei ASIL

In der Wissenschaft ist es üblich, über das zu berichten, was gut gelaufen ist, und nicht unbedingt über das, was nicht funktionierte, aber dennoch am Ende mit dazu beigetragen hat, ans Ziel zu gelangen. Wir wollen ganz gezielt auch unsere mehr oder weniger erfolgreichen Zwischenschritte reflektieren und starten diese Reihe mit unserem Kissen-Fail, den wir auch „Alles für den Ar***“ hätten nennen können.

Gute Kissen, schlechte Kissen

Vor einiger Zeit konnten wir über 30 drehbare und höhenverstellbare hölzerne Stühle kostenlos über das Möbellager der Johannes Gutenberg-Universität Mainz beziehen. Eine großartige Gelegenheit, da sie alles boten, was wir bei neuen Stühlen auch bestellt hätten, und zudem nachhaltiges Upcycling von älterem Material ermöglichten.

Da der zur Transformation ausgewiesene Seminarraum bisher mit gepolsterten Konferenzstühlen ausgestattet war, wussten wir, dass die neuen Stühle ebenfalls eine Polsterung benötigen. Unser erster Weg führte uns in ein bekanntes schwedisches Möbelhaus, das zwar Sitzpolster führt, aber nur in beschränkter Auswahl. Wir entschieden uns für zwei graue Modelle und nahmen sie mit, um deren Sitzkomfort und Passung zu testen. Der Sitzkomfort des rechteckigen, dickeren wurde bei den Probesitzenden zwar als bequem empfunden, die Farbe fiel allerdings in Design und in Kombination mit dem Teppichboden im Raum durch. So entschieden wir uns, im Internet nach anderen Sitzpolstern zu schauen; unsere Wahl fiel auf optisch ansprechende petrolfarbene rechteckige Kissen, die schnell eintrafen, und von uns im Seminarraum auf den Stühlen ausgelegt wurden. Um direkt Feedback zur Stuhltransformation zu erhalten, brachten wir auf den zugehörigen Tischen einen QR-Code an, der zu einem Mini-Feedbackbogen führte.
Wir waren erstaunt, dass in kürzester Zeit mehrere Feedbacks eintrafen, die zwar grundsätzlich die Stühle und ihre Funktionalität positiv bewerteten; die Kissen hingegen fielen gnadenlos durch: „zu rutschig“, „fallen permanent vom Stuhl, wenn man sich bewegt“, „zu dünn“, „zu wenig Polsterung“ usw. Damit wurde der gesamte Stuhlfortschritt plötzlich ins Wanken gebracht – wir waren bereit, sofort zu handeln: Unser erster Lösungsansatz war es, Stoppersockennoppenflüssigkeit (was es nicht alles gibt…) und Klebe-Noppen zu kaufen, um die Kissen rutschfester zu machen. Leider funktionierte das überhaupt nicht, die Noppenflüssigkeit taugte nicht (und roch extrem), die Klebe-Noppen hielten nicht, und die Kissen flutschten weiter von den Stühlen. Auch die schlechte Polsterung konnten wir so nicht beheben. Uns blieb also nichts anderes übrig, als neue rutschfeste, dicke Kissen zu kaufen; die Farbwahl fiel diesmal auf schwarz.

Beim Auflegen der neugekauften Kissen stellte sich durch verschiedene Sitztests zufällig heraus, dass die petrolfarbenen Kissen bei Bedarf gut als Rückenpolsterung eingesetzt werden können, um die neuen Stühle noch effektiver zu polstern. Ein Erfolg auf ganzer Linie: Das Feedback zu den neuen Kissen war und ist sehr positiv. Es scheint, dass die Nutzer*innen jetzt mit den Stühlen und dem neuen Sitzkomfort sehr zufrieden sind.

Unser Fazit: Sitzen matters

Unsere Lehre daraus ist, Optik nicht vor Funktionalität zu stellen, und dass das QR-Code-Feedback ein optimales Evaluierungstool für kurzfristigen Handlungsbedarf darstellt.
Vielleicht stellt sich die eine oder der andere jetzt die Frage, wieso wir überhaupt so viel Zeit in „die Kissenfrage“ investiert haben? Die Antwort ist einfach: Unsere Raumnutzenden selbst hat die Sitzsituation von allen Veränderungen bislang am meisten beschäftigt, was zeigt, dass bequemes Sitzen in einer Lehr-Lern-Situation einen wichtigen Faktor für ein ansprechendes Raumgefühl darstellt. Auch andere Universitäten berichten von dieser Erfahrung, z. B. die Universität Regensburg, die die Lesesäle der Bibliothek auf Feedback der Studierenden Anfang 2023 mit Sitzkissen ausgestattet hat.

Und ich ertappe mich jetzt schon selbst dabei, in klassischen Hörsälen mit festeingebauter hölzerner Bestuhlung von einem bequemen, gepolsterten Sitzerlebnis zu träumen…
Dass auch festeingebaute Bestuhlung in einem Hörsaal moderner Lernraumarchitektur entsprechen kann, zeigt flex-i in Kooperation mit der Technischen Universität Delft; https://www.flex-i.eu/schulmoebel-pages/produkte/hoersaal-ausstattung.php

---

---